• Britta Schlüter
  • 05. März 2022
  • Pädagogik
  • 4 Minuten Lesezeit

Wie erkläre ich Kindern den Krieg?

Die Frage „Wie erkläre ich Kindern den Krieg“ oder ähnliche Fragen erreichen uns in den letzten Tagen aufgrund des Krieges in der Ukraine vermehrt. Da es jedoch keine gute oder wirklich verständliche Erklärung für einen Krieg gibt – zumal wir unseren Kindern in der Regel beibringen, dass sie niemand anderem weh tun dürfen, auch sich selbst nicht – ließe es sich nur so beantworten: Dass einige erwachsene Menschen Dinge entscheiden, die viele andere Erwachsene auch nicht verstehen können.

Dass erwachsene Menschen oft schlimme Dinge machen, wissen gerade unsere Erziehungsstellenkinder und Pflegekinder, die in der Regel alle von traumatischen Ereignissen betroffen waren, die von Erwachsenen verantwortet wurden. Wichtig ist in dem Zusammenhang vor allem zu erwähnen, dass es viele andere Erwachsene gibt, die alles dafür tun, damit der Krieg aufhört. Andere Erwachsene wiederum helfen den Menschen vor Ort, indem sie wichtige Güter schicken wie Nahrung oder Kleidung. Und die nächsten Erwachsenen helfen Familien, die vorübergehend ein sicheres Zuhause suchen, indem sie ihr Zuhause mit diesen Menschen teilen.

Kindern mit Trauma Sicherheit geben

Je nach Alter des Kindes, wird es ein längeres oder auch ein kürzeres Gespräch werden. Jüngere Kinder wollen in der Regel beruhigt werden. Ebenso Kinder mit traumatischen Erfahrungen. Sie kommen vielleicht etwas schneller in einen inneren Alarmzustand, brauchen das Gefühl von Sicherheit, Ruhe und Geborgenheit. „Hier bist du sicher.“ und „Es gibt viele Erwachsene, die kümmern sich darum.“, kann oft hilfreicher sein als große Erklärungen, die manchmal mehr Fragen als Antworten aufwerfen können.

Krieg erklären und authentisch bleiben

Wichtig ist, dass Sie aufrichtig und authentisch sind, wenn Sie Kindern den Krieg erklären. Es ist okay, wenn Sie sagen, dass Ihnen die Situation auch Sorgen bereitet. Schwierig wird es nur, wenn Sie selbst in ein Gefühl der inneren Not kommen. Wichtig ist es dann, dass Sie selbst das Gespräch zu anderen Erwachsenen suchen, die Ihnen Halt geben und Orientierung verschaffen.

Kinder vor traumatischen Bildern schützen

Aktiv schützen können Sie die Kinder, indem Sie darauf achten, dass sie keine Bilder vom Krieg oder von Betroffenen sehen. Denn Bilder wirken schneller und wirken tiefer ein in unser emotionales Gedächtnis, als das gesprochene Wort. Diese Bilder können triggern und Angst auslösen.

Kriegsbilder können Ängste auslösen

Auch für uns als Erwachsene gilt, so wenig Bilder wie möglich von den Kriegsgeschehnissen zu sehen. Dies kann auch in uns Ängste auslösen. Das Gefühl der Angst ist entweder ein Gefühl aus der Vergangenheit oder in die Zukunft gerichtet – außer, mein Leben ist genau in diesem Moment bedroht. Das löst Stress im Körper aus. Dieser Stress der Alarmbereitschaft, den unsere traumatisierten Kinder häufig haben, verhindert einen klaren Kopf, den ich brauche, um meinem Kind das Gefühl von Sicherheit und Ruhe geben zu können.

Bewusster Umgang mit Medien

Die Berichterstattung von menschenfeindlichen und katastrophalen Zuständen kann zusätzlich eine Art der Mitgefühlserschöpfung auslösen. Auch das ist wenig hilfreich, um im Alltag weiterhin ein Gefühl für ein gutes Miteinander haben zu können.

Nach wie vor gilt und vielleicht gerade um so mehr, bewusst mit Berichterstattungen und dem Konsum von Medien umzugehen.

Buchempfehlung für Kinder

Wir sind hier. Eine Geschichte von Flucht und Hoffnung. Geschrieben von Kyo Maclear. Illustriert von Rashin Kheiriyeh. Erschienen im Zuckersüß Verlag. Pro gekauftem Buch geht eine 1,00 Euro Spende an Sea-Watch.org.

Zug der Fische. Geschrieben von Yaroslava Black. Illustriert von Ulrike Jänichen. Erschienen im Carlsen Verlag. Ausgezeichnet mit dem Hamburger Bilderbuchpreis.

 

In unserem Veranstaltungskalender finden Sie Termine zu pädagogischen Weiterbildungsmöglichkeiten für Pflege- und Erziehungsstellenfamilien.

Weiterbildungsangebte

Sollten Sie pädagogische Unterstützung oder fachliche Beratung im Familienalltag benötigen, sprechen Sie uns gerne an.

Eltern- und Familienberatung

 

Das könnte Sie auch interessieren

6 Min.
Britta Schlüter

26. November 2024

PTBS bei Kindern

Erfahren Sie, wie Pflege- und Erziehungsstelleneltern Kindern mit PTBS helfen können, ihre traumatischen Erlebnisse zu bewältigen, und welche Therapieansätze Erfolg versprechen.
Mehr erfahren
6 Min.
Swana Steinhoff & Christina Terbrack

21. August 2024

Kinderrechte

Die Frage, welche Kinderrechte es gibt, lässt sich nicht so leicht beantworten. Verschiedene Institutionen und Vereinigungen beschäftigen sich mittlerweile damit und haben eigene Auflistungen dazu erstellt. Wir schauen auf die Hintergründe, die Entwicklung und das Heute!
Mehr erfahren