Die Frage „Wie erkläre ich Kindern den Krieg“ oder ähnliche Fragen erreichen uns in den letzten Tagen aufgrund des Krieges in der Ukraine vermehrt. Da es jedoch keine gute oder wirklich verständliche Erklärung für einen Krieg gibt – zumal wir unseren Kindern in der Regel beibringen, dass sie niemand anderem weh tun dürfen, auch sich selbst nicht – ließe es sich nur so beantworten: Dass einige erwachsene Menschen Dinge entscheiden, die viele andere Erwachsene auch nicht verstehen können.
Dass erwachsene Menschen oft schlimme Dinge machen, wissen gerade unsere Erziehungsstellenkinder und Pflegekinder, die in der Regel alle von traumatischen Ereignissen betroffen waren, die von Erwachsenen verantwortet wurden. Wichtig ist in dem Zusammenhang vor allem zu erwähnen, dass es viele andere Erwachsene gibt, die alles dafür tun, damit der Krieg aufhört. Andere Erwachsene wiederum helfen den Menschen vor Ort, indem sie wichtige Güter schicken wie Nahrung oder Kleidung. Und die nächsten Erwachsenen helfen Familien, die vorübergehend ein sicheres Zuhause suchen, indem sie ihr Zuhause mit diesen Menschen teilen.
Je nach Alter des Kindes, wird es ein längeres oder auch ein kürzeres Gespräch werden. Jüngere Kinder wollen in der Regel beruhigt werden. Ebenso Kinder mit traumatischen Erfahrungen. Sie kommen vielleicht etwas schneller in einen inneren Alarmzustand, brauchen das Gefühl von Sicherheit, Ruhe und Geborgenheit. „Hier bist du sicher.“ und „Es gibt viele Erwachsene, die kümmern sich darum.“, kann oft hilfreicher sein als große Erklärungen, die manchmal mehr Fragen als Antworten aufwerfen können.
Wichtig ist, dass Sie aufrichtig und authentisch sind, wenn Sie Kindern den Krieg erklären. Es ist okay, wenn Sie sagen, dass Ihnen die Situation auch Sorgen bereitet. Schwierig wird es nur, wenn Sie selbst in ein Gefühl der inneren Not kommen. Wichtig ist es dann, dass Sie selbst das Gespräch zu anderen Erwachsenen suchen, die Ihnen Halt geben und Orientierung verschaffen.
Aktiv schützen können Sie die Kinder, indem Sie darauf achten, dass sie keine Bilder vom Krieg oder von Betroffenen sehen. Denn Bilder wirken schneller und wirken tiefer ein in unser emotionales Gedächtnis, als das gesprochene Wort. Diese Bilder können triggern und Angst auslösen.
Auch für uns als Erwachsene gilt, so wenig Bilder wie möglich von den Kriegsgeschehnissen zu sehen. Dies kann auch in uns Ängste auslösen. Das Gefühl der Angst ist entweder ein Gefühl aus der Vergangenheit oder in die Zukunft gerichtet – außer, mein Leben ist genau in diesem Moment bedroht. Das löst Stress im Körper aus. Dieser Stress der Alarmbereitschaft, den unsere traumatisierten Kinder häufig haben, verhindert einen klaren Kopf, den ich brauche, um meinem Kind das Gefühl von Sicherheit und Ruhe geben zu können.
Die Berichterstattung von menschenfeindlichen und katastrophalen Zuständen kann zusätzlich eine Art der Mitgefühlserschöpfung auslösen. Auch das ist wenig hilfreich, um im Alltag weiterhin ein Gefühl für ein gutes Miteinander haben zu können.
Nach wie vor gilt und vielleicht gerade um so mehr, bewusst mit Berichterstattungen und dem Konsum von Medien umzugehen.
Wir sind hier. Eine Geschichte von Flucht und Hoffnung. Geschrieben von Kyo Maclear. Illustriert von Rashin Kheiriyeh. Erschienen im Zuckersüß Verlag. Pro gekauftem Buch geht eine 1,00 Euro Spende an Sea-Watch.org.
Zug der Fische. Geschrieben von Yaroslava Black. Illustriert von Ulrike Jänichen. Erschienen im Carlsen Verlag. Ausgezeichnet mit dem Hamburger Bilderbuchpreis.
In unserem Veranstaltungskalender finden Sie Termine zu pädagogischen Weiterbildungsmöglichkeiten für Pflege- und Erziehungsstellenfamilien.
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26. November 2024
21. August 2024