Urlaub als Erziehungsstellenfamilie

Gut vorbereitet in die Ferien

Sommer, Sonne, Ferienzeit – für viele Familien ein Highlight des Jahres. Aber was, wenn ein Kind nicht von Anfang an zur Familie gehört? Für Erziehungsstellen- und Pflegefamilien bringt eine Reise besondere Fragen mit sich. Was braucht das Kind? Was ist rechtlich zu klären? Und wie kann der Urlaub für alle schön werden? Wir haben Tipps und Erfahrungen gesammelt, die helfen können.

Reisen mit besonderem Gepäck – was heißt das eigentlich?

Koffer packen, Lieblingskuscheltier einpacken, Pausen planen – das kennen alle Eltern. Aber wenn ein Kind neu in einer Familie lebt, trägt es oft auch emotionales Gepäck mit sich. Unsicherheiten, Ängste, vielleicht auch keine positiven Urlaubserfahrungen. Da kann schon ein Hotelbett verunsichern oder das Wort „Urlaub“ schlechte Erinnerungen wecken.

Darum ist Vorbereitung alles: Kinder brauchen Klarheit. Wohin geht es? Wer ist dabei? Was passiert vor Ort – und wann geht’s wieder nach Hause? Fotos zeigen, gemeinsam einen Countdown basteln (z. B. mit einer Zeitschnecke), helfen beim Ankommen – schon vor dem Aufbruch.

Rechtliches – damit alles glatt läuft

Wenn für das Kind vom Familiengericht eine Person bestellt wurde, die das Sorgerecht inne hat (Vormund:in oder Ergänzungspfleger:in), sollte diese über Urlaubspläne informiert sein – auch bei Reisen innerhalb Deutschlands. Für Auslandsreisen brauchen Sie rechtzeitig eine Reisevollmacht. Wir von Context e.V. achten darauf, dass diese auch auf Englisch vorliegt – so gibt’s an der Grenze keine Überraschungen.

WICHTIG: Jedes Kind braucht ein eigenes Ausweisdokument.

Medikamente & Sicherheit unterwegs

Gerade bei Reisen mit einem Pflege- oder Erziehungsstellenkind ist es wichtig, gesundheitliche Aspekte gut vorzubereiten. Prüfen Sie im Vorfeld, ob das Kind regelmäßig Medikamente benötigt – und ob für deren Mitnahme eine ärztliche Bescheinigung notwendig ist, insbesondere bei Auslandsreisen. Einige Wirkstoffe, etwa solche unter dem Betäubungsmittelgesetz, dürfen nur mit entsprechender Dokumentation ins Ausland eingeführt werden. Eine frühzeitige Rücksprache mit der behandelnden Ärztin oder dem behandelnden Arzt schafft hier Sicherheit.

Emotionale Vorbereitung: Sicherheit geben, bevor es los geht

Pflegekinder bringen oft ganz eigene Erfahrungen mit – nicht alle davon sind positiv. Manche Kinder verbinden mit dem Begriff „Urlaub“ unangenehme oder verwirrende Erinnerungen. Darum ist eine bewusste und kindgerechte Vorbereitung besonders wichtig. Erklären Sie dem Kind möglichst genau, wohin die Reise geht, wer mitkommt und was vor Ort geplant ist. Rituale, klare Strukturen und visuelle Hilfen (z. B. Fotos vom Hotel oder der Ferienwohnung) können helfen, Unsicherheiten abzubauen.

Ein bewährter Tipp aus unseren Erziehungsstellenfamilien: Basteln Sie gemeinsam mit dem Kind eine „Zeitschnecke“, mit der die Tage bis zur Abreise (und ggf. auch bis zur Rückkehr) abgezählt werden können. Das hilft dem Kind, sich innerlich auf die Reise einzustellen.

Finanziell unterstützt – Ferienbeihilfe nutzen

Viele Jugendämter unterstützen Erziehungsstellen- und Pflegefamilien mit einer Urlaubs- oder Ferienbeihilfe, manchmal automatisch manchmal auf Antrag. Unser Fachberater:innen helfen Ihnen bei diesem Thema gerne weiter und kennen oft die Modalitäten des zuständigen Jugendamtes.

Praktische Tipps für entspanntes Reisen

Eine gute Reisevorbereitung bedeutet auch, die Bedürfnisse des Kindes im Blick zu haben. Beziehen Sie Ihr Kind in das Kofferpacken mit ein. Lassen Sie es aus einer vorbereiteten Auswahl Kleidung aussuchen oder sein Lieblingsspielzeug mitnehmen. Das stärkt die Vorfreude und gibt Sicherheit. Packen Sie auch Dinge ein, die dem Kind beim Einschlafen helfen – zum Beispiel das Lieblingskuscheltier, ein vertrautes Buch oder alles, was sonst zu seinem gewohnten Abendritual gehört. So kann es sich auch im Urlaub leichter entspannen und zur Ruhe kommen. Denken Sie außerdem an Unterhaltung für unterwegs, besonders bei längeren Autofahrten. Wer schon im Vorfeld überlegt, wie sich das Kind beschäftigen kann, reist entspannter. Kleine Spiele, Bücher, Hörspiele, Snacks oder ein kindgerechtes Tablet im Reiserucksack sind bewährte Begleiter für die An- und Abreise.

Wir begleiten gerne bei den Planungen

Unsere Erziehungsstellenfamilien müssen nicht alles allein stemmen. Im Gespräch mit Ihren Fachberater:innen können Sie Ihre Reisepläne frühzeitig besprechen, Unterstützung organisieren und Sicherheit gewinnen. Denn wir wissen: Urlaub mit Erziehungsstellenkind ist nicht nur eine Herausforderung – es kann auch eine ganz besondere Chance sein, um gemeinsam schöne Erinnerungen zu erschaffen.

Context e.V. wünscht allen Familien eine erholsame, sichere und unvergessliche Ferienzeit!

 

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